Traditionell ist das Interesse an der deutschukrainischen akademischen Zusammenarbeit auf beiden Seiten hoch. Davon zeugen mehr als 200 Hochschulpartnerschaften. Eine besondere Rolle nehmen darunter die Projekte ein, die zum Ziel haben, einen kooperativen Studiengang aufzubauen. Das beginnt mit einem Angebot gemeinsamer Module und führt in einigen Fällen sogar zum Doppeldiplom. Der DAAD bietet eine Reihe von Förderprogrammen für solche Projekte an. Bei aller Unterschiedlichkeit der Programme und Fachrichtungen, die von Maschinenbau in Kiew bis hin zu Sozialer Arbeit in Tscherniwtzi reichen, sind die Zielsetzungen und die Herausforderungen in der täglichen Arbeit doch oft sehr ähnlich. Grund genug, die Akteure aus verschiedenen Projekten, aus Deutschland und aus der Ukraine, einmal zusammenzubringen. Und so fand dann vom 10. – 11. November 2017 in Kiew die Konferenz „Modul – Curriculum – Diplom: was geht in kooperativen Studiengängen?“ statt.
Der erste Tag verlief im kleinen Kreis: hier trafen sich die Koordinatoren der verschiedenen vom DAAD geförderten Projekte zum Erfahrungsaustausch. Am nächsten Tag wurde der Teilnehmerkreis ausgeweitet – hinzu kamen Hochschulvertreter aus der ganzen Ukraine, die am Aufbau kooperativer Studiengänge interessiert waren.
Die Themen rangierten von Sprachfragen – in welcher Sprache finden die kooperativen Studiengänge statt – über Fragen der Anerkennung von Studienleistungen bis hin zu Ansätzen einer Alumniarbeit. Stephan Geifes, in der Bonner Zentrale des DAAD Leiter des Bereichs Transnationale Bildung und Kooperationsprogramme, moderierte einen Workshop zu Erwartungen der ukrainischen und deutschen Partner.
Es wurde deutlich, dass von ukrainischer Seite die kooperativen Programme stark zur Reform bzw. zur „Verwestlichung“ der Studiengänge genutzt werden. Ebenso soll ein hochwertiges Studienangebot mit internationaler Ausrichtung Studierende anziehen – die Abwanderung der Studieninteressierten ins Ausland ist enorm und insbesondere für westukrainische Hochschulen nicht unproblematisch. Ukrainische Hochschulen sind daher stark an Studiengängen interessiert, die zum Doppeldiplom führen. Diesem Interesse wurde durch Präsentationen zu den rechtlichen Voraussetzungen zum Doppeldiplom in Deutschland und der Ukraine Rechnung getragen.
Die Rahmenbedingungen für kooperative Studiengänge haben sich durch die Hochschulreform in der Ukraine und die damit einhergehende Autonomie der Universitäten erheblich verbessert. Der Stellvertretende Bildungsminister, Prof. Juriy Rashkevich, der die Teilnehmer am zweiten Tag begrüßte und sich während der Konferenz engagiert in die Diskussion einbrachte, bedankte sich ausdrücklich bei den Projektvertretern, dass sie die neuen Freiräume nutzten.
Aber auch die deutschen Hochschulen zeigen ein hohes Interesse an Kooperationen mit ukrainischen Partnern, finden sie doch hier gut ausgebildete und motivierte Studierende. Insbesondere für die Geistesund Sozialwissenschaftler bietet die Ukraine als ein Land im gesellschaftlichen Umbruch spannende Erfahrungen.
Von Seiten des DAAD sind für Sommer und Herbst 2018 weitere Netzwerkveranstaltungen geplant – die nächste im europäischen Kontext zu ERASMUSNetzwerken am 8. – 9. Juni 2018. Informationen gibt es demnächst auf unserer Webseite. Dort können Sie sich auch zu Fördermöglichkeiten für Kooperationsprojekte informieren und erhalten Tipps für den Aufbau von Partnerschaften: www.daad-ukraine.org/de/ueber-uns/daad-projekte-in-der-ukraine/.
Gisela Zimmermann, IC Kiew