Mein Weg zum KPI war kein direkter, jedoch auch kein übermäßig überraschender. Ich habe bereits im Jahr 2016 begonnen an einer Hochschule in der Ukraine, nämlich an der Ivan-Franko-Universität Lwiw, erste Erfahrungen in der Lehre der deutschen Sprache zu sammeln. Die Fakultät, an der ich damals als Sprachassistentin tätig war, widmet sich v.a. der Translation. Schon damals machte es mir großen Spaß mit den ukrainischen Studierenden zusammenzuarbeiten. Ich glaube, ich habe von ihnen fast genauso viel gelernt wie sie von mir, denn damals begann ich die ukrainische Sprache zu lernen und mich immer mehr auch für die Kultur des Landes zu interessieren. Mit den Studierenden lasen und übersetzen wir nicht nur authentische ukrainische Texte und Lieder, sondern wir organisierten auch eine deutsche Stadtführung durch die schöne Lwiwer Altstadt, wo die Studierenden ihre Lieblingsorte zeigten und darüber erzählten. Diese und viele andere schöne Erinnerungen sind mir bis heute geblieben und haben mich dazu motiviert mich einige Jahre später wieder an einer ukrainischen Hochschule zu bewerben, diesmal als Lektorin, denn in der Zwischenzeit hatte ich schon viele andere Lehrerfahrungen gesammelt, zuletzt in Integrations- und Berufsprachekursen für ukrainische Geflüchtete in Deutschland.
Aktuell unterrichte ich am KPI in Kursen über Landeskunde und deutsche Sprache in Vorbereitung auf den TestDaf, den man für ein Studium in Deutschland abgelegt haben muss. Dabei geht es nicht nur um Prüfungsaufgaben, sondern auch um das Entdecken und Verstehen von Eigenheiten der deutschen Kultur, insbesondere des deutschen Hochschulsystems, aber auch darüber hinaus über viele kleine Besonderheiten meines Landes. Außerdem unterrichte ich ein paar Stunden an der linguistischen Fakultät, als Ergänzung zum festen Studienprogramm in Form von Lektüre- und Konversationskursen. Während ich den Inhalten dieses Studiengangs persönlich näherstehe und mich fachlich gut auskenne, lerne ich von den Studierenden der Ingenieurswissenschaften ein für mich neues Feld der Wissenschaft kennen, und höre immer fasziniert zu, was sie mir von ihren Seminaren erzählen. Die Lehre online bietet natürlich nicht die gleichen Möglichkeiten wie offline, gerade was Projektarbeit betrifft, aber dafür gibt es andere Vorteile, wie Flexibilität und Förderung von Medienkompetenz, die in unserer digitalen Welt bereits unumgänglich ist.
Auch wenn das Hochschulstudium in Deutschland für viele gerade nicht der nächste Schritt nach dem erfolgreichen Abschließen des Bachelors sein kann, hoffe ich doch, dass das Wissen, das ich den Kursen zu vermitteln versuche, dennoch auf dem späteren Lebensweg von Nutzen sein kann. Als Philologin kann ich nur dafür plädieren, dass es immer wichtig ist andere Sprachen zu erlernen, weil es den Horizont erweitert, neue Kontaktmöglichkeiten bietet, Verständnis für andere Menschen und Kulturen fördert, sowie natürlich für die eigene Karriere eine entscheidende Rolle spielen kann. Und nicht zuletzt: Weil es sogar Spaß machen kann! Deshalb möchte ich jedem, der Interesse an meiner Muttersprache hat, dabei helfen diese Sprache zu erlernen und ihn bzw. sie motivieren nicht aufzuhören, sondern dabei zu bleiben, weil es sich immer lohnt eine neue Sprache zu lernen und eine Fähigkeit mehr zu besitzen und auch um ein Gegenprogramm zu den sonstigen Studieninhalten zu haben.